Kloster, Druckerei, Lebensweg – Planungszentrum – Die Geschichte des Franziskanerklosters in Vác

Der historische Ort

Vác ist der Ort von mehr als tausend Jahren ungarischer Geschichte. Bereits in der Árpád – Zeit wurde im oberen Teil der Stadt eine Burg und auch eine Bischofskathedrale errichtet. Laut der ungarischen Chronik wurde diese Kathedrale von unserem König Géza den I. gegründet, den man – nach mehreren Quellen – auch hier im Jahr 1077. begraben hat. Die erste Kathedrale wurde am Blumensonntag im Jahr 1241. von den Tataren zerstört. Sie wurde dann im gotischen Stil wiederaufgebaut. Ab 1474. baute der Bischof Miklós Báthory die Kathedrale um und auch den Bischofspalast im Renaissancestil wieder auf. Vác wurde 1543. von den Türken besetzt, aber die Kathedrale wurde bereits vorher, im Jahr 1541 mit Sprengpulver gesprengt. In der Türkenzeit gab es mehrere Belagerungen der Burg von Vác: einige seiner Teile wurden mehrmals gesprengt.

Die Franziskaner in Vác

Die Mitglieder des Franziskanerordens erschienen in Ungarn während der Lebenszeit des heiligen Franziskus von Assisi; ab 1239. wurde ihr erster Orden der Orden von Ungarn genannt. 1523 wurden im Rittertum zwei Orden aus den Franziskanerklöstern Ungarns gebildet: der Marienorden, er wurde also nach der Jungfrau Maria benannt, und der so genannte Erlöserorden aus den Observatorium – Klöstern (Szalvatorianus Provincia, ca. 70 Klöster). In den folgenden Jahrhunderten nahm aufgrund der Reformation und der türkischen Eroberung auch die Anzahl der  Franziskanerklöster ab. Nach der Befreiung von den Türken im Jahr 1689. wurden die Grenzen der beiden Orden- Provinzen auf der Strecke Szakolca-Nitra-Vác-Donau festgelegt. Im Mittelalter gab es mehrere franziskanische, salvatorianische Klöster entlang der Donau, aber nach dem Beschluss blieb keines mehr übrig, daher haben sie den Bischof von Vác wiederholt gebeten, sich in Vác niederzulassen. Ihre Bitte wurde 1719. erhört, als Graf Frigyes Mihály Althan von Vác die Burg den Franziskanern schenkte. In einem Dokument vom 14. April 1719. verweist der Bischof auf die Dienste der Franziskaner in der Diözese Vác, um den katholischen Glauben in der Türkenzeit aufrecht zu erhalten und die Ausbreitung der Reformation zu verhindern.

Der andere Grund war, dass ” in der Provinz des besagten Erlösers kein Kloster am Ufer der Donau gebaut wurde, in dem sie ihre eigenen Gebäude und Materialien für ihre Bedürfnisse und ihren gesamten Orden und deren Nutzung niederlegen und bewahren können und sie auf dem genannten Fluss zu transportieren. ”

Die Fläche wurde am 3. Mai 1719. beim Fest der Erfindung des Heiligen Kreuzes im feierlichen Rahmen an den Franziskanerorden übergeben, und die Franziskaner beschlossen daher, dass der Titel der neuen Kirche – und des Klosters – das Heilige Kreuz sein sollte. An der Stelle der zu errichtenden Kirche haben sie dann auch ein Kreuz errichtet. Neben den Ruinen stand auch ein Haus (später eine Bäckerei), in das die ersten Mönche einziehen konnten.

Das Kloster am Donauufer

1721. wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Graf István Koháry half mit seinen Spenden beim Bau der Kirche, indem er 20.00 Rénes Forint (Kreuzer) für den Bau der Kirche und weitere 10.00 Rénes Forint für den Unterhalt des Klosters spendete. Der Baumeister Urban Linz war wahrscheinlich Maurer. 1726. wurden das Kirchenheiligtum und der Teil mit Blick zur Stadt des Klosters, fertiggestellt und diese wurden dann auch geweiht. Zu dieser Zeit zogen 4 Mönche und 3 Laienbrüder in das Kloster (Hausherr Ráfael Csaszta, der Gläubige Miklós Tuchinszky, der deutsche Gläubige Lajos Kartoffel und Dénes Lipták, Almosensammler). Des Weiteren: die Gehilfen Sándor Heblink, István Várady und András Wizi). Sechs Jahre später fand hier auch eine Ordensversammlung statt. 1731. erhielt der Vácer-Hauptsitz (Residenz) den Rang eines Klosters, sein erster Wächter war Balázs Szilágyi. 1732. war innerhalb der Mauern des Klosters auch eine der Schulen des salvatorianischen Ordens tätig: die Schüler haben hier Geisteswissenschaften studiert. Im 19. Jahrhundert kamen auch junge franziskanische Priester von bosnischen Orden hierher. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts besuchten die salvatorianischen Schüler das Gymnasium in Vác, das Kloster diente ihnen nur noch zum Wohnen. Der Bau des Flügels an der Donau begann 1741. und der Bau des Klosters wurde 1751. abgeschlossen. Die Arbeiten mussten unter anderem wegen der Pest von 1740. –  41. unterbrochen werden. Vom Kloster übernahmen zwei Mönche Dienst bei den Kranken: Pius Blahó und Ferenc Dull fielen schließlich der Epidemie zum Opfer, sie wurden am Fuße eines, im Jahr 1739. auf dem Platz vor der Kirche errichteten Kreuzes beigesetzt.

Das 1751. fertiggestellte Hauptaltarbild der Kirche zeigt aber nicht das Heilige Kreuz, weil zu Ehren des Grafen István Koháry es seinen Schutzpatron, den ersten Märtyrer, d.h. den heiligen Stephanus, gemeinsam mit vielen anderen Heiligen darstellt. Der Altar wurde 1729. erbaut und kostete 3286 Forint. Nach neuesten kunsthistorischen Forschungen ist es das Werk von Polikárp Falkoner, einem Maler aus Buda und dem Bildhauer Antal Hörger. Es ist einer der am reichsten geschmückten Barockaltäre Ungarns mit vierzehn Bildern und einer Statue die zwölf Heilige zeigt. Der Bau der Seitenaltäre begann im Jahr 1727. mit dem Altar des heiligen Antonius von Padua.Einige der Altäre aus dem 18. Jahrhundert existieren heute nicht mehr, oder es gibt einige, auf denen das Altarbild ausgetauscht wurde. Zum Beispiel wurde aus dem Altar der heiligen Anna der Altar des Heiligen Kreuzes, und der Altar der Schutzengel wurde nach dem Austausch des Altarbildes zum Altar des heiligen Josef. Sie bekamen ein Relikt des Heiligen Kreuzes vom Gründer, dem Bischof Frigyes M. Althan geschenkt. Ein Bild des heiligen Antonius von Padua bekamen sie von Károly M. Althan, welches er von den Franziskanern in Bari, aus Italien, geschenkt bekam. In der Kapelle von Loretto befand sich eine Kopie einer Czesztohowa – Statue aus dem 18. Jahrhundert, die heute an der Wand der Kirche zu sehen ist. Ein großer Teil des Kirchenschiffs wurde 1757. erbaut und das Dach erstand im Jahr 1759. aus Spenden. Die Bauarbeiten der Kirche wurden 1760. abgeschlossen. 1761. wurde der Hauptaltar verlegt, wodurch die Sakristei und die Veranda dahinter verschwanden. Am 27. Juli 1766. wurde die Kirche geweiht. Das Kloster war ab dem Ende des 18. Jahrhunderts auch mit industriellen Tätigkeiten verbunden, da hier eine franziskanische Tuchfabrik betrieben wurde. Das Material für die Klosterkleidung wurde hier bis Mitte des 19. Jahrhunderts für alle Franziskaner in Ungarn – nicht nur für die Mitglieder des salvatorianischen Ordens – hergestellt.

In 1926. gründete Zénó Horváth die Druckerei Kapistrán im Kloster Vác. 1938. wurde der Quadrant mit einer Stahlbetonplatte zur sicheren Platzierung von Druckmaschinen installiert. Im franziskanischen Kalender wurde über die Druckerei Kapistrán folgendes aufgezeichnet:  „Es war einmal, als graue Mönche in einer ruhigen Runde die schönen Buchstaben mit einer Gänsefeder auf ein Pergament malten, aber jetzt, innerhalb der alten Mauern des Franziskanerklosters in Vác setzen junge Mönche den ganzen Tag Bleibuchstaben in lange Reihen zusammen, und in der Ruhe des Klosters ist der Lärm der Maschinen hörbar, die das schön bedruckte Papier aus sich werfen.”

1948. arbeiteten zum Beispiel 16 von den 22 Laienbrüder in der Druckerei, beziehungsweise in der Buchbinderei.

Nach dem Fortgang der Mönche

Am 6. September 1950. kommt die ÁVH (Behörde für Staatsschutz) auch ins Kloster, sie nahmen die Mönche jedoch nicht fest, haben ihnen „nur“ die Mönchkleidung abgenommen. Zum Jahresende wurde die Druckerei geschlossen. Dazu hat auch die Tatsache beigetragen, dass zwischen Dezember 1944. und März 1945. in der Kaprisztán – Druckerei für die sowjetische Armee täglich in 24 Stunden Flugblätter in vielen hunderttausend Exemplaren gedruckt wurden.

In den 1960-er Jahren wurden ähnlich wie bei anderen Klöstern die Zellen zu Wohnungen umgebaut. Bei der Verstaatlichung bekam nämlich das Gebäude 1950. die Armee. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekam die berühmte Buchbinderwerkstatt von György Váci ihren Platz im Klostergebäude. Neben den Heilpflanzen hat sich Anzelm Szabados, der frühere Franziskanermönch auch begeistert mit der Geschichte und Erneuerung der Kirche beschäftigt, er war ab 1970. der Pfarrer der Kirche des heiligen Kreuzes. Das Gebiet neben dem Kloster wurde nach ihn „Garten von Anzelm“ genannt.

1978. erhielt die Vácer – Niederlassung des Briefe – Archives im Komitat Pest den größten Teil des Klostergebäudes: die Niederlassung war hier bis 2004. tätig. Das Gebäude wurde 2006. geleert.1992. beantragte der Franziskanerorden das Eigentum an dem Klostergebäude, was sie 2004. zurückbekamen.

Archäologische Ausgrabungen

Die archäologischen Ausgrabungen der Burg Vác begannen 1912. und wurden dann 1962. fortgesetzt. Zwischen 1978. und 2002. führte Sarolta Tettamanti die Ausgrabungen durch. Danach arbeiteten Archäologen ein Jahrzehnt lang nicht in der Gegend, die Forschungsgruben wurden jedoch nicht zugeschüttet, blieben offen. Die Vertiefungen an einigen Stellen bedrohten die Stabilität des Klosters und der Kirche, Risse traten an den Wänden auf. Zwischen 2013. und 2015. führte Zoltán Batizi Ausgrabungen durch. Laut einigen Quellen ist es denkbar, dass er den Ort des Grabes von Géza dem I. gefunden hat. Zwischen 1982. und 1988. wurden archäologische Ausgrabungen der Mauern der Burg Vác durchgeführt, und ihrer Rekonstruktion fand auf der Donauseite statt.

Das Werk von Mihály Blaskó Jun., die Statue unseres Königs Géza des I. kam im Jahr 2000. hierher und ist heute noch sichtbar. Die Zusammenarbeit zwischen den Piaristen – und dem Franziskanerorden in Vác wurde nicht nur während der Pest des 18. Jahrhunderts verwirklicht, sondern auch zur Zeit der Ratsrepublik im Jahr 1919. – als drei, aus ihrem Kloster vertriebene Piaristenmönche ins Franziskanerkloster in Vác aufgenommen wurden.

Erneuertes Haus, neue Mission

Nach dem Abschluss der archäologischen Ausgrabungen begann 2016. die Renovierung des Franziskanerklosters in Vác. Nach der Außenrenovierung fand auch die Innenrenovierung statt: Die Arbeiten wurden im Frühjahr 2020. abgeschlossen, damit das Kloster die neue Funktion als Heimat des Methodischen Zentrums für Berufsorientierung und Arbeitskräftemarktentwicklung (Piaristen Aussichtzentrum) bekommen konnte. Dieses Zentrum wurde im Rahmen der Zusammenarbeit der beiden Orden eingerichtet und am 31. Januar 2018. gegründet.

„Die Mission des Piaristen Aussichtszentrum ist es, die Karriereplanung von Schülern und jungen Menschen zu unterstützen, die besondere persönliche Aufmerksamkeit benötigen, die Durchführung von Forschungsarbeiten, die ihnen helfen, ihre Fähigkeiten in einem Bildungsumfeld zu entwickeln, und Ermutigung, auf individuell begleitende Weise auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein, dieses unter Verwendung der Werkzeuge und Methoden, die auf höchstem Niveau der aktuellen wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften und der Bindung und Stärkung der Gemeinschaft bereitgestellt werden. ”

Das renovierte Klostergebäude wird Schauplatz von Einzel – und Gruppenbeschäftigungen für das Piaristen Aussichtzentrum sein, um die Karriereplanung für Kinder und Jugendliche mit besonderen persönlichen Bedürfnissen zu unterstützen, sowie anhand eines methodischen Workshops zur Unterstützung der Karriereplanung dienen. Eine Besonderheit des Piaristen Aussichtszentrum ist ein Robotik – Workshop, der während der Entwicklung genutzt wird. Neben jungen Menschen die mit Behinderungen leben, ist es Ziel des Zentrums auch jungen „Ausreißern“ zu helfen, die nicht studieren. Am 25. August 2020., am Gedenktag des Gründers des Piaristenordens, den heiligen Joszef von Kalazanci, wurde das renovierte Kloster, das Gebäude des Piaristen Aussichtszentrum in Vác übergeben.

Galerie

Verwendete Literatur

  • Dezső Dercsényi – Pál Granasztói : Vác,[Stadtbilder-Denkmäler] Budapest, 1960.
  • István Harsányi: Franziskanerkloster und Kirche in Vác, wissenschaftliche Dokumentation der Baugeschichte, 2016. [Manuskript]
  • Arzén Karcsú: Geschichte der Stadt Vác. 1887.
  • „Fasst unsere späteren Überreste in Worte“: schriftliche Erinnerungen aus der Vergangenheit der Stadt Vác, 1074-1990 / Zusammengestellt. Ferenc M. Horváth M. Ferenc …und Tamás Pintér, Vác, 1996.
  • Papp Zsuzsanna Korhecz: Franciscus Falconer pictor Budensis, Szabadka, 2017.
  • Máté Lachegyi : Aus Ruinen angegriffener barocker Blumengarten. Die Franziskanerkirche und Altäre in Vác. [Vác], Der untere Stadtteil von Vác, Gemeinde des heiligen Miklós, 2016.
  • Schematismus almae provinciáé Joannis A Capistrano Ordinis Fratrum Minorum S. P. N. Francisci In Hungaria, Budapest, 1948.
  • Anzelm P. Szabados: Die Auflösung von Vác ” Du nackter Christus, wo hast du dein Hemd gelassen?” Franziskaner zum Zeitpunkt der Auflösung / [Zusammengestellt. Kálmán Peregrin]. Fontes Historici Ordinis Fratrum Minorum In Hungaria • Ungarische Franziskanerquellen, Budapest, 2000.
  • György Piusz Szabó: Franziskaner in der ungarischen Geschichte. Ergänzungen zur Geschichte der ungarischen Franziskaner. Budapest, 1921.